Aktuelles & Presse
Sehr geehrte Frau Vonhoff, sehr geehrte Frau Müller, sehr geehrter Herr Professor Görres, meine sehr verehrten Damen und Herren,
es war für mich eine Freude, als ich erfuhr, dass Sie heute die Deutsch-Chinesische Gesellschaft für Pflege e.V. gründen werden. Sie greifen damit ein Thema auf, das in den meisten Ländern eine stetig wachsende Bedeutung erlangt. Einen wichtigen Grund dafür benennen Sie in Ihrer Ankündigung für die heutige Gründungsveranstaltung:
Den demografischen Wandel mit seinen weitreichenden Folgen. Wobei mir lieber wäre, wir würden von der Alterung unserer Gesellschaften sprechen, denn dieser Ausdruck schärft den Blick für die gesellschaftlichen und sozialen Probleme, vor denen wir stehen.
Seit über drei Jahrzehnten existiert eine intensive Kooperation zwischen Deutschland und China im Bereich des Gesundheitswesens. Grundlage ist das gemeinsame Abkommen zwischen den Gesundheitsministerien Deutschlands und Chinas aus dem Jahr 1980. An den Inhalten der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit läßt sich gut ablesen, wie sich die Zeiten wandeln. Ging es in den ersten beiden Jahrzehnten in erster Linie um den Erfahrungsaustausch in den medizinischen Wissenschaften, um den chinesischen Ärztinnen und Ärzten, die lange von internationalen Entwicklungen abgeschottet waren, den Anschluss an moderne Diagnose- und Behandlungsmethoden, den internationalen "state of art", zu ermöglichen, so wandeln sich die Themen seit den 1990er Jahren immer stärker hin zu Fragen des Gesundheitsmanagements. Hierzu gehört auch die Qualifizierung von Gesundheitspersonal auf allen Ebenen und in allen Bereichen, damit die gesundheitliche Versorgung den sich wandelnden Anforderungen gerecht werden kann. Und das gilt natürlich auch im Bereich der Pflege.
Sie haben es bereits auf den Punkt gebracht: Deutschland und China stehen vor den gleichen Herausforderungen. Die Lebenserwartung der Menschen steigt, damit wächst der Anteil der älteren Menschen an der Bevölkerung kontinuierlich an.
Gleichzeitig wird auch der Anteil chronisch kranker und invalider Menschen steigen. Aufgrund der zurückgehenden Fertilität (in China u.a. wegen der Ein-Kind-Politik) schrumpft gleichzeitig die Bevölkerung im Erwerbsalter, mit besorgniserregenden Folgen für die Sozialversicherungssysteme und ihre Finanzierung.
Ich begrüße Ihr Engagement, sich gerade mit China auszutauschen, dem Land, das aufgrund seiner rasanten Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten in sehr viel kürzerer Zeit als dies bei uns der Fall war, mit den Herausforderungen einer alternden Gesellschaft konfrontiert ist und sicher vor weitaus größeren Problemen steht als wir, denn in China sind weder die Sozialversicherungssysteme noch die Pflegeberufe in dem Maße entwickelt und etabliert wie bei uns.
Ich wünsche Ihrer Arbeit viel Erfolg und möchte Sie der politischen Unterstützung durch das Bundesministerium für Gesundheit versichern.
Annette Widmann-Mauz