Aktuelles & Presse

Datum
16.05.2018
Titel
Pflegepersonaluntergrenzen. Orientierung an Ist-Werten gefährdet Patienten und Pflegende gleichermaßen.
Untertitel
Die aktuellen Diskussionen um Personaluntergrenzen auf Basis von Ist-Werten beurteilt der Bundesverband Pflegemanagement kritisch und als hochproblematisch für die künftige Qualität der Patientenversorgung.
Text
Mit großer Sorge betrachtet der Bundesverband Pflegemanagement die aktuelle Diskussion um Personaluntergrenzen und die dazugehörigen Äußerungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) und des GKV-Spitzenverbands. Der Auftrag an die KPMG, Daten zum Verhältnis Pflegepersonal zu Patienten retroperspektiv zu erfassen und als Orientierung für den sogenannten Perzentil-Ansatz zu nutzen ist aus Sicht des Verbands äußerst problematisch. Diese Vorgehensweise würde bedeuten, man orientiert sich bei der Festlegung der Grenzen an den schlechter ausgestatteten Einrichtungen. Denn im Fokus der Erfassung stehen vor allem Einrichtungen im unteren Segment, also Häuser die bereits heute keine dem Versorgungsbedarf entsprechende Patienten-Pflegekraft-Relation aufweisen. „Statt die Personalausstattung zu verbessern, würden Missstände so zum neuen Standard", so Peter Bechtel, der Vorsitzende des Bundesverbands Pflegemanagement. Dies widerspricht klar dem Ziel der Bundesregierung deutliche Verbesserungen zu schaffen, fügt Bechtel hinzu.
 
Bei einer im Herbst letzten Jahres vom Bundesverband Pflegemanagement durchgeführten Stichprobenerhebung hat sich gezeigt, wie schwierig es aufgrund der unterschiedlichen Versorgungslagen in den Einrichtungen ist, die richtige Basis für die Ermittlung der Personaluntergrenzen zu finden. So hat der Bundesverband in seiner Befragung festgestellt, dass in den gleichen Fachabteilungen, beispielsweise Kardiologie, die Pflegefachkräfte am gleichen Tag in dem einem Haus 16,2 Patienten im Frühdienst zu versorgen hatten, während Fachkräften in einem anderen Haus 4,5 Patienten zugeteilt waren. Durchgängig zeigte sich über alle Schichten hinweg und auch unabhängig vom Wochentag eine sehr breite Streuung des Patienten-Personal-Verhältnisses, selbst dann, wenn „Ausreißer" eliminiert wurden. „Es würde uns sehr wundern, wenn die Erhebung von der Firma KPMG wesentlich andere Ergebnisse zu Tage brächte", so Peter Bechtel. Ob auf Basis dieser Erkenntnisse überhaupt Grenzen sinnvoll definiert werden können bleibt fraglich. Aus Sicht des Verbandes birgt die Definition von Personaluntergrenzen wesentlich mehr Risiken als Vorteile für die Sicherheit in der Patientenversorgung. Auch das alleinige Herauslösen der sogenannten Pflegelast, also der in die DRG-Vergütung eingerechneten Pflegeerlöse, sehen Bechtel und seine Vorstandskollegen nicht als dauerhafte Lösung. Auch dieser Ansatz schreibe nur die ohnehin belastende und vielerorts patientengefährdende Ist-Situation fest.
 
Der Bundesverband fordert daher effektive Sofortmaßnahmen. Allen voran die Bereitstellung der Mittel für die 50.000 seit Einführung der DRG verloren gegangenen Stellen in Deutschlands Krankenhäusern. Damit unterstützt der Bundesverband Pflegemanagement die Forderung des Deutsche Pflegerats. Darüber hinaus muss Geld in die Hand genommen werden, um ein adäquates System zu schaffen, in welchem Pflegeleistungen und Pflegebedarf die Basis für die Personalbemessung und Finanzierung darstellen. Dafür könnten beispielsweise fünf Milliarden aus dem aktuellen Steuerüberschuss sinnvoll eingesetzt werden. „Sich an der Ist-Situation zu orientieren, bedeutet einen Rückschritt und ist mit einer qualitativ hochwertigen Versorgung nicht zu vereinbaren", so Bechtel abschließend.